Feuerwehr

Ein Beitrag von Schüler:innen der MSS11

Die Nackenheimer Feuerwehr im Nationalsozialismus – Zwischen Instrumentalisierung und widerständischem Verhalten

Die Feuerwehr ist wichtig für die Sicherheit und ist heute sowohl bei Bränden, Unfällen, aber zum Beispiel auch Naturkatastrophen essentiell. Auch früher schon war jeder Ort auf die heimische Feuerwehr angewiesen, doch durch den Krieg und den Nationalsozialismus wuchs der Aufgabenbereich der Feuerwehr. Inwiefern veränderten sich die Aufgaben und wie beeinflusste zum Beispiel die „Gleichschaltung“ die Organisation und Verantwortung der Feuerwehr?

Unter dem nationalsozialistischen Regime begann ab 1933 in Deutschland die sogenannte „Gleichschaltung“. Verbände, Parteien, Medien und Vereine wurden also auf die Weltanschauung des Nationalsozialismus ausgerichtet und mussten den Vorgaben der NSDAP gehorchen. Am 1. Dezember 1933 trat das preußische „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ in Kraft, welches besagte, dass die preußischen Feuerwehren der Ortspolizeiverwaltung und den Polizeiaufsichtsbehörden unterstellt werden sollten. Dies war der erste wichtige Schritt der „Gleichschaltung“ der Feuerwehren in Deutschland.

In einem Erlass vom 5. Februar 1936 wurden auch die nichtpreußischen Länder aufgefordert, sich der Neuordnung der Feuerwehren anzuschließen. Dies betraf auch die Nackenheimer Feuerwehr. In einem Schreiben an die Bürgermeistereien des Kreises Oppenheim vom 24. April 1936 heißt es, dass „auf Grund des Runderlasses […], nachdem sich der Führerverpflichtet hat, [die Feuerwehr] dem Bürgermeister oder dem zuständigen Ortspolizeiverwalter zu unterstellen [hat und diese] in Zukunft […] als Feuerwehrlöschpolizei anerkannt [wird]“.

Information über den Erlass zur Eingliederung der Feuerwehr in die Ortspolizei-verwaltung (Quelle: LA Sp. Best. U199, 1).

Am 23. November 1938 wurde dies durch das „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ verpflichtend und jede Feuerwehr offiziell dem Reichsministerium des Inneren unterstellt.

Der Dienst der Feuerwehr wurde durch den Krieg in einem ganz anderen Maß gebraucht. Bei Fliegeralarmen zum Beispiel wurde die Feuerwehr eingesetzt. Beim Fliegeralarm in Mainz war eine Nackenheimer Löschgruppe anwesend. Die Nackenheimer Feuerwehr war also auch im Umkreis tätig. Bei einer Kontrolle wurde jedoch festgestellt, dass der Führer dieser Löschgruppe nicht anwesend war, woraufhin dieser aufgrund von fehlender Disziplin entlassen wurde und eine Ordnungsstrafe erhielt, um die anderen Wehrmänner von einem solchen Fehlverhalten abzuhalten.

Bekanntgabe der Absetzung eines Löschgruppenführers wegen (angeblicher) Unzuverlässigkeit (Quelle: LA Sp. Best. U199, 1).

Dies war kein Einzelfall, denn fehlender Arbeitseinsatz wurde häufig dem Kreisamt Oppenheim durch den Bürgermeister gemeldet.

Durch diese Ermahnungen sollte die Feuerwehr nach Außen diszipliniert und vereint wirken. Dies zeigt auch ein Brief des Nackenheimer Bürgermeisters an die Mitglieder des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr vom 08.10.1937, in dem er die Befürchtung äußert, dass „die Aufgaben welche dem Musikzug gestellt sind, durch die Interessenlosigkeit einzelner Mitglieder sozusagen sabotiert und an der Öffentlichkeit ins Lächerliche gezogen werden“. 

Der Bürgermeister kritisiert die Interessenlosigkeit der Musikzugmitglieder der Feuerwehr (Quelle: LA Sp. Best. U199, 1).


Aus den von uns gesichteten Quellen ergibt sich, dass zumindest einzelne Mitglieder der Nackenheimer Feuerwehr durch Abwesenheit durchaus eine Form des Widerstands leisteten, was durch disziplinarische Maßnahmen zu unterbinden versucht wurde. Auf der anderen Seite wurde die Nackenheimer Feuerwehr instrumentalisiert, da sie als Vorbild für die Nackenheimer agieren sollte. Da die Institution der Feuerwehr für viele Bürger*innen Vertrauen und Sicherheit suggerierte, konnte so indirekt die Ideologie der NSDAP durch die Feuerwehr propagiert werden.

Zwei von uns entwickelte Konzepte, die die Erinnerung an die Nackenheimer Feuerwehr in der Ortsgemeinschaft verankern und aufarbeiten möchten, finden sich unter „Leerstellen“.

Quellen:

  • LA Sp. Best. U199, 1

Weiterführende Literatur: