Familie Hirschberg

Ein Beitrag von Schüler:innen der MSS11

Es gab viele Opfer zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, große Städte wurden zerstört, Menschen deportiert und ermordet. Auch kleine Dörfer wie es Nackenheim ist, blieben nicht verschont, angeblich gab es in Nackenheim keine großen Kriegsschäden, jedoch war die Bevölkerung vor Ort von Hungersnöten geplagt. Auch jüdische Bürgerinnen und Bürger Nackenheims wurden verfolgt, diskriminiert und ermordet. Ebenfalls spielten Verfolgungen aus politischen und anderen Gründen eine Rolle.Es gibt nicht viele Quellen, noch weniger Zeitzeugen. Jedoch werden wir in diesem Beitrag Max Hirschberg vorstellen, der am 24. Juni 1911 in Nackenheim geboren wurde und jüdisch war. Bis zu seinem 23. Lebensjahr arbeitete Max Hirschberg als Kaufmännischer Angestellter in einer Fabrik in Karlsruhe. Am 13. Januar 1934 wurde er dann schließlich in einem (frühen) Konzetrationslager interniert, im KZ Kislau, was bedeutet, dass Max Hirschberg nach drei Monaten schließlich entlassen wurde. Zeitzeugen aus Nackenheim berichten, dass Max Hirschberg bis in die späten 1930er Jahre regelmäßig Nackenheim besuchte, um dort Fußball zu spielen. Nach seiner Entlassung aus dem KZ Kislau flüchtete Max Hirschberg 1937/38 mit seinen Eltern Rosa und Moses Hirschberg nach Amerika. Er flüchtete zunächst alleine, ein Jahr später folgte seine Mutter Rosa Hirschberg. Rosa Hirschberg (geb. Feiner) war die Schwester der ebenfalls in Nackenheim geborenen Josef Feiner und Marie Heumann (geb. Feiner). Rosa Hirschbergs „Ausreise“ ist auf einer Liste im Nachlass Oppenheim des Stadtarchivs Mainz verzeichnet.

Auszug einer Liste, auf der aus dem Deutschen Reich ausgewanderte Jüdinnen und Juden gelistet wurden. Ebensolche Listen wurden zum Zwecke der Deportationen auch von im Deutschen Reich lebenden Jüdinnen und Juden angefertigt.

Quelle: StA MZ, NL Oppenheim, 49,5-155. Online einsehbar in der „Statistik des Holocaust“.

In folgendem in der Zeitung („Durlacher Tagblatt“) veröffentlichten Artikel wird über die Einlieferung Max Hirschbergs in das KZ Kislau berichtet. Man erfährt, dass er (angeblich) eine junge Arbeitskollegin in ein Zimmer gedrängt und bedrängt habe. Wir deuten dies als antisemitische Propaganda, da die Verhaftungen von Personen jüdischer Herkunft oder Menschen, die sich gegen die Politik der NSDAP stellten, so begründet werden sollte. Man hat dann solch öffentliche Artikel geschrieben, damit nicht rauskommt, dass Menschen auch grundlos verhaftet wurden und um die Verhaftungen zu begründen.

Propagandistischer Zeitungsartikel/antisemitische Berichterstattung
Quelle: „Durlacher Tagblatt“ vom 16. Januar 1934 (Digitalisat der Badischen Landesbibliothek). Wir danken dem „Lernort Kislau“ für den Hinweis auf diese Quelle.
Quelle: Häftlingskartei Max Hirschbergs, KZ Kislau (Generallandesarchiv Karlsruhe, 521 Nr. 8494). Wir danken dem „Lernort Kislau“ für die Zurverfügungstellung der Reprografie dieser Quelle.

Laut Zeitzeugenberichten besuchte Max Hirschberg Nackenheim nach Ende des Zweiten Weltkrieges als US-Soldat. In seinem 1953 gestellten Antrag auf Wiedergutmachung findet sich folgender Bericht:

Quelle: Landesamt für Finanzen, Amt für Wiedergutmachung. AZ: VA 10435. Die Tilgungen wurden vom Amt für Wiedergutmachung vorgenommen.

Quellen:

  • Funde des „Lernortes Kislau“. Wir danken für die freundliche Zurverfügungstellung der Quellen.
  • Landesamt für Finanzen, Amt für Wiedergutmachung;
    AZ: VA 10435.
  • Stadtarchiv Mainz (NL Oppenheim, Deportations- und Auswanderungslisten)
  • Archivfunde (Arolsen Archives)
  • Zeitzeugen aus Nackenheim