Familie Heumann

Ein Beitrag von Schüler:innen der MSS11

Familie Heumann war eine jüdische Familie aus Nackenheim, die während der Zeit des Nationalsozialismus unter Antisemitismus und Verfolgung litt. Neben Denunziationen, der Entziehung des Wandergewerbescheins Ludwig, später Luvi Heumanns und schließlich auch des Gewerbescheins, musste Familie Heumann noch Weiteres erdulden, bis sie 1938 schließlich die Flucht in die USA wagte, die ihr gelang. Begleitet wurden sie dabei von Teilen ihrer Verwandtschaft, Familie Hirschberg, deren Familiengeschichte ebenfalls auf dieser Website zu finden ist. Ein Großteil der von uns ausgewerteten Quellen stammen aus dem Schriftverkehr des damaligen Bürgermeisters von Nackenheim mit unterschiedlichen Adressaten. Sie finden sich im Bestand U199 des Landesarchivs in Speyer. Auch eine Chronologie der Verfolgung der Familie findet sich anbei.

Familie Heumann auf einer Familienfeier im September 1957 in den USA
(Foto: H. Kasper; Originalbild: E. & W. Lenz)

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Frieda Heumann auf einer Aufnahme vom 25. September 1949

Sammlung: H. Kasper; Originalbild: P. Kamp

Ludwig und Maria Heumann auf einer Aufnahme von 1969; Originalaufschrift: „Von Lieben zu Lieben“

Sammlung: H. Kasper; Originalbild: P. Kamp

Familie Heumann auf einer Familienfeier im September 1957 in den USA

Sammlung: H. Kasper; Originalbild: E. & W. Lenz

Ein Jugendfreund der Heumanns und Zeitzeuge berichtete im Jahr 2021, dass das Geschäft der Heumanns in Nackenheim demoliert wurde. Währenddessen musste sich die Familie unter dem Bett des Zeugen verstecken, der zur damaligen Zeit noch im Kindesalter war. Es gibt keine Quellen, wie etwa Zeitungen, die über diesen Vorfall berichten, woraus sich schließen lässt, dass er geheim gehalten wurde. Wir haben die Gedanken aus Sicht des Zeugen dazu interpretiert:

Fiktive, szenische Lesung zur Verfolgung der Familie Heumann in Nackenheim von Schüler:innen der MSS11

Das ehemalige Wohnhaus der Familie Heumann in der Mainzer Straße 6 auf einer aktuellen Aufnahme (Bild: privat)

Quelle: LA Sp. Best. U199, 20

Dies ist ein vertonter Brief des Nackenheimer Bürgermeisters bezüglich des Hausverkaufs der Heumanns, der von uns mit einer fiktiven Stellungnahme aus der Sicht Ludwig Heumanns ergänzt wurde:

Szenische Quellenlesung mit fiktiver Rahmung zum Hausverkauf der Familie Heumann von Schüler:innen der MSS11

Fazit

Wie erlebten Nackenheimer:innen die Zeit des Nationalsozialismus?

Die Familie Heumann erlebte die Zeit des Nationalsozialismus als einschneidendes Erlebnis. Nicht, dass ihnen nur ihre Lebensgrundlagen (das Geschäft) genommen wurden, man hat sie denunziert und verfolgt, sodass sie keine andere Möglichkeit sahen, als zu fliehen. Selbst ein Jahr nach der Flucht, hat die Gestapo sich noch mit ihnen beschäftigt, sie gesucht, und ihnen ihre deutsche Staatsangehörigkeit entzogen, obwohl sie sich längst auf einem anderen Kontinent befanden.

Ein Gedenkkonzept, das die Erinnerung an die Familie Heumann im öffentlichen Raum verankern möchte, findet sich unter „Leerstellen“.


In den 1957 und 1958 gestellten Anträgen auf Wiedergutmachung von Frieda und Luvi Heumann finden sich folgende Berichte:

Quelle: Landesamt für Finanzen, Amt für Wiedergutmachung. AZ: VA 186912. Die Tilgungen wurden vom Amt für Wiedergutmachung vorgenommen.
Quelle: Landesamt für Finanzen, Amt für Wiedergutmachung. AZ: VA 173934. Die Tilgungen wurden vom Amt für Wiedergutmachung vorgenommen.

Ein Bild des Grabsteins der Familie Heumann in New Jersey kann über folgenden Link eingesehen werden. Auch ist die Passagierliste der Europa im Jahr 1938 online einsehbar. Wir danken dem Ortsmuseum für diesen Hinweis.

Quellen:

  • LA Sp. Best. U199, 9/19/20
  • Landesamt für Finanzen, Amt für Wiedergutmachung;
    AZ: VA 173934; 186912.
  • Zeitzeugenberichte aus Nackenheim
  • Wolff, Raymond; Graf, Martina; Graf, Hans-Dieter, Berkessel, Hans: „Schreie auf Papier“. Oppenheim 2021.