Leerstellen

Ein Beitrag von Schüler:innen der MSS11

Eine Leerstelle ist laut Duden “eine Stelle, die nicht besetzt ist, wo etwas fehlt”. Wenn wir versuchen, die Vergangenheit zu rekonstruieren, stoßen wir auf Fragen, die wir aufgrund fehlender Quellen, verstorbener Zeitzeugen oder schlechtem Zugang zu Informationen oft nicht vollständig beantworten können.

Wo sind aktuell Leerstellen in der Erinnerung? Sollten sie in Büchern, Vereinen, im öffentlichen und/oder im digitalen Raum „gefüllt“ werden? Welche Formen sind angemessen, im 21. Jahrhundert an die Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern?

Diese Seite umfasst von uns entwickelte Konzepte, um Leerstellen in der Aufarbeitung der NS-Geschichte Nackenheims zu füllen. Im thematischen Fokus stehen dabei Menschen, Lebenswelten und Orte. Die Umsetzungsideen schließen unsere Überlegungen ein, Gedenken im Zeitalter der globalen Pandemie zu gestalten.

Digitaler Rundgang

Da das Leben vieler Schüler/junger Menschen heutzutage digitaler wird und wir aktuell in einer Zeit der globalen Pandemie leben, finde ich es äußerst notwendig, einen digitalen Rundgang bezüglich der Geschichte des Nationalsozialismus und des Antisemitismus für interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Nackenheim zu schaffen.  

Angesichts der bis jetzt im Unterricht vorgestellten Beiträge über die Familien aus Nackenheim im Kurs denke ich, dass man sie mit verschieden Links oder als eine Art Präsentation, die von Schülern gehalten und abgefilmt wird, noch interessanter wirken lassen kann. Wenn eine solch wichtige Grundlage geschaffen wurde, lässt sich nun für den Rundgang „werben“. Werben zur Aufklärung könnte man vor allem für jüngere Menschen über Instagram oder Twitter, dort sind auch Werbungsbeiträge zu kaufen. Jedoch sollte auch im Geschichtsunterricht aller Klassen in der Kalenderwoche des 27. Januars das Thema vermittelt werden. Eine weitere Möglichkeit wäre es, Plakate in der Schule sowie im Ort aufzuhängen, die das Ziel haben, Neugier zu wecken. 

Darüber hinaus könnte man jedes Jahr am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts zu einem Vortragsabend einladen. Hierbei könnte man erneut die Inhalte der Website präsentieren sowie einen kleinen Ortsrundgang anbieten, der an Stolpersteinen und ehemaligen Anschriften der in der NS-Zeit Verfolgten aus Nackenheim vorbeiführt. 

Gedenktafel für Henriette Klein (Version 1)

Im Zuge unserer Projektarbeit habe ich mich mit dem Leben von Henriette Klein, ihren Erfahrungen – besonders mit Nationalsozialisten – und ihrer Ermordung beschäftigt.
Es ist wichtig, dass wir, ohne den Überblick über das Große und Ganze zu verlieren, einen Blick auf einzelne Menschen und ihr Leben werfen, uns ihre Menschlichkeit vor Augen rufen. Jeder Mensch, der dem Holocaust zum Opfer fiel, hatte eine Geschichte; Freunde und Familie und eine Zukunft, der er beraubt wurde. All dem sollte man gedenken.

Mein Ziel hierbei war es, etwas zu gestalten, was den einmaligen Anlass überdauert. Es ist wichtig, dass das Projekt beständig ist und möglicherweise viele Generationen überdauert. Schließlich ist der Sinn hierbei, dass die Geschichte dieser Person anderen in Erinnerung bleibt. Das gilt auch für die kommenden Generationen.
Henriette Klein war eine überaus interessante Person, die den Plänen der Nationalsozialisten zunächst entweichen konnte, indem sie einer geplanten Zwangssterilisierung entging, letztendlich jedoch von den Nazis deportiert und ermordet wurde. Ihre Lebensgeschichte verdient es, erzählt und festgehalten zu werden und wie wäre dies besser möglich als mit eine ihr gewidmeten Gedenktafel, die ihre Geschichte wiedergibt und die Erinnerung an sie so aufrechterhält? Die Sinteza wurde zwar in Nackenheim geboren, reiste jedoch sehr viel und lebte nicht lange hier, sodass uns keine Adresse bekannt ist, wo Henriette Klein einst lebte und man das Denkmal dementsprechend platzieren könnte.

Eine persönliche Verbindung zwischen der Person und dem Standort der Ehrentafel ist zwar wünschenswert, aufgrund fehlender Quellen jedoch nicht immer möglich. Da das Ziel eines Denkmals jedoch daraus besteht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und Interessierte anzulocken, die sich mit der Geschichte des Menschen vertraut machen möchten, ist es logisch, dass man die Gedenktafel an einem Ort platziert, wo täglich viele Menschen vorbeikommen; darunter optimalerweise Touristen, die immer auf der Suche nach neuen Informationen sind, sowie Einheimische, die sich mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen wollen.

Als Standort für die Ehrentafel von Henriette Klein eignet sich meiner Meinung nach das Nackenheimer Ortsmuseum „Muxum“ sehr gut. Das Museum informiert über die Geschichte von Nackenheim, welcher Ort könnte sich besser eignen, um einem früheren Einwohner, der dem Holocaust zum Opfer fiel, zu gedenken?

Die Inschrift

„Zum Gedenken an Henriette Klein geb. Laubinger
Sie kam am 5. Juli 1907 in Nackenheim zur Welt und reiste als Sinteza viel umher, ehe sie schließlich ihren Ehemann Adolf heiratete.
Aufgrund ihres fehlenden Schulwissens wurde sie im Alter von 29 Jahren fälschlicherweise mit „angeborenem Schwachsinn“ diagnostiziert, was zur Folge hatte, dass sie sich einem Verfahren über eine mögliche Zwangssterilisierung unterziehen musste, dem fatalen Eingriff jedoch entgehen konnte. Sie war damals mit ihrem fünften Kind schwanger.
Sieben Jahre später, im August 1943, wurde sie deportiert und zwischen dem 5. und 10. April 1944 in dem Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz zusammen mit drei ihrer Kinder ermordet. Henriette Klein war zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre alt.“

Gedenktafel für Henriette Klein (Version 2)

Eine Gedenktafel in Nackenheim eignet sich besonders gut, um einem Opfer individuell zu gedenken und ihre Geschichte zu erfahren. Eine Gedenktafel würde als erstes Gedenkkonzept für die Opfer des Holocausts in Nackenheim, den Bewohnern ihre Geschichte näher bringen und könnte auch ein größeres Interesse an der meist nicht all zu oft beachteten Vergangenheit der NS- Opfer im Heimatort erwecken. Sie soll ebenso andere Orte animieren, weitere Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus zu erbauen. Dafür sollte die Gedenktafel an einem vielbesuchten und sichtbaren Ort platziert werden, beispielsweise auf dem Rathausplatz, der sich als zentraler Punkt für Veranstaltungen in Nackenheim, mit Besuchern von außerorts gut eignet, um Personen mit Interesse an der Vergangenheit von Nackenheim zu erreichen.

Die Inschrift

In Gedenken an Henriette Klein
Henriette Klein wurde am 05. Juli 1907 in Nackenheim geboren. Sie wuchs in dem Wohnwagen ihrer Mutter auf, in dem sie beide umherzogen bis Henriette sechzehn war. Nachdem sie ein Jahr im Monikaheim in Frankfurt am Main gelebt hat, zog sie mit siebzehn zu ihrem späteren Ehemann Gustav Adolf Klein. Sie konnte der „Geburtenkontrolle“ der NS-Verbrecher entkommen, sieben Jahre später wurde sie deportiert und zwischen dem 5. und 10. April 1944 im Alter von 36 Jahren im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Gedenktafel für die Familie Heumann

Instagram-Account für unser Projekt

Partizipative Projekte/Workshops mit der Freiwilligen Feuerwehr (1)

Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Nackenheim sehe ich insbesondere noch eine allgemeine große Leerstelle. Die Leerstelle im Internet beginnen wir bereits durch die Website gemeinsam zu füllen; die Nackenheimer Bürger*innen selbst und insbesondere die Feuerwehr haben jedoch bisher selbst wenig bis gar keine Vorstellung davon, was die Nackenheimer Feuerwehrleute zur Zeit des Nationalsozialismus getan haben; ob sie womöglich Widerstand leisteten oder sich dem Regime unterwarfen und viele weitere offene Stellen. Da die Feuerwehr keine offizielle Internetseite mit einem Archiv besitzt und die Seite Nackenheim im Nationalsozialsozialismus später sowieso online gestellt wird, bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass die beste Lösung ist, die Feuerwehrleute in diesen Prozess mit einzubinden, auf freiwilliger Basis natürlich. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts haben wir es nicht geschafft, alle Archivquellen vollständig zu sichten. Zumal man sich meist genauer mit einem Thema auseinandersetzt, wenn man selbst im Erarbeitungsprozess beteiligt ist. Da es hier um die Aufarbeitung der Geschichte der Feuerwehr geht, sollte man diese daher auch einbinden. So entstand bei mir das folgende Konzept:

1. Die gemeinsame Aufarbeitung

In einer Art Gruppentreff kommen wöchentlich Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr zusammen, die gemeinsam die Archivquellen sichten, zusammen mit einigen Freiwilligen der Fachschaft Geschichte, die beim Verständnis der Quellen helfen, sowie eine*r Expert*in für Feuerwehrgeschichte. Gemeinsam besprechen sie interessante Quellen, bekommen die Chance, diese mit Einordnung in den historischen Kontext zu besprechen und eigene Eindrücke auszutauschen. Die Ergebnisse werden ebenfalls auf der Seite ergänzt. Ablauf: Einladung wird bei Treffen der Feuerwehr verteilt, bei niedrigem Interesse zusätzlicher Aufruf im Blättchen für Geschichtsinteressierte im Ort

Wann: jeweils vor den Treffen der Feuerwehr, unbestimmte Dauer, bis zur Fertigstellung

2. Die Informationstafel

Hinweis: Da die Quellen Interpretationsspielraum lassen, wodurch zum Beispiel das Fehlen der Feuerwehrmitglieder bedingt war, soll die Informationstafel vor allem einen Überblick über gesicherte Daten geben, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Da die Feuerwehr Nackenheim/Bodenheim zusammengelegt wurde, könnte die Tafel entweder durch Sichtung der Quellen zu Bodenheim ergänzt werden.

Die Nackenheimer Feuerwehr im Nationalsozialismus

Zur Zeit des Nationalsozialismus war die örtliche Feuerwehr zunächst weiterhin selbstständig und lokal organisiert. Schrittweise verlor sie jedoch die Eigenständigkeit. Im Zuge der „Gleichschaltung“ (Begriff für die Vereinheitlichung und Verstaatlichung von Vereinen und Institutionen, sodass diese nur noch die nationalsozialistischen Werte vermittelten) verpflichtete sich die Nackenheimer Feuerwehr in Folge eines Runderlasses vom 23. November offiziell zur Unterordnung der Feuerwehr unter die Verwaltung der Ortspolizei und dem Bürgermeister. Von nun an galten sie als Feuerwehrlöschpolizei, ein Hilfstrupp der Polizei. 1938 wurde das „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ verabschiedet, mit dem die Feuerwehr offiziell dem Ministerium für Inneres unterstellt wurde. Der Bürgermeister und die Gruppenführer erstatteten Bericht über undiszipliniertes Verhalten der Mitglieder, woraufhin diese zurechtgewiesen oder sogar ihres Postens verwiesen wurden. Diese Disziplin wurde durchweg gefordert, um den Ruf und die Vorbildfunktion der Feuerwehr zu gewahren. Ob diese Verstöße nun eine Form des Widerstands oder fehlende Motivation waren, bleibt offen. Nackenheimer Feuerwehrleute waren insbesondere auch in der nächsten Großstadt Mainz verpflichtet, wo sie zum Beispiel bei Fliegeralarmen im Dienst waren. Auch öffentlichkeitswirksam wirkte die Feuerwehr mit, so marschierte die Feuerwehr in Uniform bei offiziellen Anlässen oder der Musikzug spielte; es wurden Maskenbälle an Fastnacht ausgetragen.

Warum ist die Erinnerung an die Feuerwehr so wichtig?

Die Feuerwehr ist eine Institution, die in allen Orten vertreten ist. Schon daher können diese besonders gut durch ihren lokalen Bezug in jeden Ort hineinwirken. Ich finde, dass die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit der Feuerwehr daher besonders effektiv ist, um jeden Ort zu erreichen. Zudem gibt es eben bisher weinig gesellschaftliche Aufarbeitung der Feuerwehrgeschichte, was dies umso wichtiger macht. Und ich finde insbesondere dadurch, dass die Feuerwehren so eine große Bedeutung für die Orte haben, und somit auch Einfluss, haben sie auch eine Verantwortung. Im Nationalsozialismus haben wir gesehen, wie sie instrumentalisiert wurden für den Krieg und zur Propaganda; in einigen Städten haben sie in der Reichspogromnacht direkt mitgewirkt, durch Brandstiftung oder Nichtstun, wenn sie nicht zum Löschen ausrückten. Daher halte ich es für wichtig, insbesondere heutige Feuerwehrmitglieder für dieses Thema zu sensibilisieren, aber eben auch die restlichen Bürger*innen, denn wir alle sind verantwortlich, dass sich die Ereignisse des Nationalsozialismus nicht wiederholen können. Auf Infotafel eventuell eines grünen Feuerwehrautos ergänzen, wobei natürlich das Bildrechte beachtet werden muss oder noch besser ein altes Bild der Feuerwehr in Nackenheim, falls sich noch eines im Privatbesitz der Feuerwehr oder ehemaliger Mitglieder/ deren Kindern befindet.

Hinweis: Allgemein ist mir aufgefallen, dass ich immer noch viele offene Fragen zur Feuerwehr im Nationalsozialismus besitze, ein zusätzlicher Grund, warum ich mich dafür entscheiden haben, eine gemeinsame örtliche Aufklärung der Feuerwehr zu organisieren, die es vielleicht schafft noch tiefer in das Thema einzudringen, anstatt direkt eine Rede zu schreiben. Gab es zum Beispiel Personalengpässe durch die Wehrpflicht? Durften dann auch Frauen helfen? Gibt es vielleicht Feuerwehrkräfte, deren Verwandte ebenfalls schon bei der Feuerwehr waren? Ich hoffe, dass solche Fragen in der gemeinsamen Aufarbeitung geklärt werden könnten.

Partizipative Projekte/Workshops mit der Freiwilligen Feuerwehr (2)

In dem Themenbereich ‚Feuerwehr zur Zeit des Nationalsozialismus‘ gibt es in mehreren Bereichen, wie zum Beispiel der Bildung aber auch der Feuerwehr selbst, sogenannte Leerstellen, da auf dieses Thema selten geachtet wird. In den wenigen Stunden des Geschichtsunterrichts während der Schulzeit gibt es zu viele Themen und einzelne Bereiche der jeweiligen Themen, um auf jede kleine -jedoch nicht unwichtige- Einzelheit einzugehen, wodurch ein kleineres Thema, wie in diesem Beispiel die Feuerwehr, benachteiligt wird. Im späteren Leben müsste man sich aktiv erkundigen und Interesse zeigen und zum Beispiel im Internet recherchieren, jedoch gibt es zu diesem Bereich auch dort wenige Informationen.

Um solche Leerstellen zu füllen, könnte man eine Infoveranstaltung halten, um die Menschen aufzuklären.

Werbung:
Aufruf in der Zeitung; Informationen zur Veranstaltung auf Internetseite der Nackenheimer/Bodenheimer Feuerwehr posten; besondere Gäste laden (z.B Ortsbürgermeister*in, Leiter*in des „Haus des Erinnerns“ [Mainz]); Werbung durch „Haus des Erinnerns“ erfragen; Flyer verteilen (z.B. an Schulklassen [des Gymnasiums Nackenheim])

Aufzeichnung/ Dokumentation:
Livestream auf Twitch (auch nach Ende des Livestreams noch verfügbar); Stream auf YouTube, Internetseite der örtlichen Feuerwehr veröffentlichen

Detailplanung:
Quellenbasierter, informativer Vortrag

Fazit:
Es ist uns wichtig, unser Wissen zu diesem Thema mit Ihnen und vielen weiteren Menschen zu teilen, da diese Ereignisse zeigen, wie einfach es in einer Diktatur ist, Bereiche des Lebens, die eigentlich nichts mit Politik zu tun haben, zu beeinflussen und zu falschen Zwecken zu nutzen. Außerdem merkt man hieran auch, dass man immer seinen eigenen Verstand benutzen sollte und seine eigene Meinung bilden und diese nicht von anderen beeinflussen lassen sollte, auch wenn andere Menschen oder Mächte, denen man eigentlich vertraut, etwas anderes sagen. Man sollte zwar für andere Meinungen offen sein, aber immer zu sich selbst stehen und das tun, was plausibel und richtig scheint.

Statue für Jakob Lang als PokéStop

Meine Idee ist, vor der Carl-Zuckmayer-Halle in Nackenheim eine Statue eines Nachtwächters aufzustellen. Da man nicht weiß, wie Jakob Lang aussah, müsste hierfür ein beliebiges Gesicht genommen werden. Dies würde meiner Meinung nach einige Vorteile mit sich bringen:

Zum einen könnte man der Person Jakob Lang so gut gedenken, indem man sie an einem Ort aufstellt, wo regelmäßig viele Personen, vor allem aus Rheinhessen, hingehen und sie dort sehen könnten. Des Weiteren würde die Statue symbolisch für den Schutz und den Frieden in der C.Z.H. stehen. Das heißt, dass bei allen Events, die dort stattfinden, Jakob Lang über alle wacht und alle einen schönen und sicheren Abend/Tag verbringen können.

Durch den hohen geographischen Standpunkt der C.Z.H. würde die Statue auch über den gesamten Ort wachen. Außerdem würde die Statue in das Spiel Pokémon GO integriert werden (Sehenswürdigkeiten werden als sogenannte PokéStops dargestellt und bieten im Spiel die Chance, Ressourcen zu bekommen). Das würde dazu führen, dass auch Kinder davon mitbekommen würden und sich darüber informieren wollen und vielleicht sogar ihre Eltern dazu animieren, sich auch dafür zu interessieren. (…)

Zuletzt würde ich noch vorschlagen, einen „Nachtwächter“ einzuführen, welcher Touristen oder interessierte Bürger durch den Ort führt und die Geschichten, der von uns behandelten Personen erzählt.

Öffentlicher Vortrag zum Thema „Fastnacht im Nationalsozialismus“

Zeichnung einer Schülerin der MSS11

Warum keine Gedenkveranstaltung, sondern eine Art Vortrag?

Erinnerungen sind wichtig zu schaffen, das will ich gar nicht abstreiten, aber um diese schaffen zu können, muss man erst die Menschen über das Thema aufklären und ihnen davon erzählen, damit sie überhaupt Erinnerungen kreieren können und daraus lernen können.

Warum und wo besteht diese Leerstelle?

Die Leerstelle besteht, würde ich mal behaupten, überall. Sei es auf Social Media oder im Schulbuch, aber auch das grundsätzliche Wissen darüber fehlt, genauso wie auch die Aufmerksamkeit für das Thema Fastnacht während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Vorhinein habe ich persönlich auch Fastnacht nicht in Verbindung mit dem Nationalsozialismus gesetzt.

Wie generiere ich für das Thema/ die Veranstaltung Aufmerksamkeit?

Ich generiere sie durch Plakate, die man aber auch als Post auf beispielsweise Instagram hochladen könnte. Man könnte Accounts von Gedenkstätten anfragen und diese könnten dann in ihrer Story auf die Veranstaltung aufmerksam machen.

Programm

  • Der Einlass ist um 18 Uhr
  • Man könnte eine:n Moderator:in festlegen und verschiedene Personen behandeln dann unterschiedliche Fragen/ Themen zu dem Thema. Allerdings nehme ich jetzt einfach an, dass ich persönlich den Vortrag komplett alleine leiten und halten würde.
  • Inhaltlicher Überblick:

o Einführung in das Thema
o Wie wurde die Fastnacht damals als Propagandazweck verwendet?
o Was hat die Fastnacht so attraktiv gemacht
o Gibt es Unterschiede oder einen Wandel zwischen den Jahren 1933-1938?
o Fazit: Was war damals überhaupt Fastnacht? Ein glückliches Fest oder doch eine Instrumentalisierung und Manipulation der politischen Urteilsbildung?
o Bezug auf die heutige Fastnacht nehmen: Was ist Fastnacbt heute? Inwiefern kann man es mit der damaligen vergleichen?

Einleitung

Wofür setzten wir eine Maske auf? Zur heutigen Zeit wahrscheinlich aufgrund von Corona. Das ist das Erste, was bestimmt jedem:jeder sofort einfällt, wenn ich das Wort Maske benutze. Jedoch setzen wir auch Masken für andere Situationen auf. Dies kann man allerdings in zwei Richtungen interpretiert werden. Einmal in die des offensichtlichen Verkleidens an Fastnacht oder in die Richtung, dass manche Menschen, eigentlich wir alle, eine unsichtbare Maske tragen. In beiden Fällen setzen wir sie auf, damit wir wer anders sein können, anders handeln können, anders reden können, anders aussehen können, aber auch vielleicht, um genau wir selbst sein zu können, um uns nicht vor Anderen rechtfertigen zu müssen für die Person, die wir in Wirklichkeit sind. Jetzt kann man sich fragen, warum erwähnt die das überhaupt? Das hat doch gar nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun? Naja, ist es nicht so, dass der Nationalsozialismus eigentlich auch nur eine Maske getragen hat, damit ihn die Menschen ansprechender und attraktiver finden? Angenommen, der Nationalsozialismus wäre eine Person, dann hätte diese Person einen Schrank, in dem lauter Masken liegen, aber uns fällt eine besonders auf und zwar die, die schön glitzert und bunt ist. Heute beschäftigen wir uns also mit dem Themenfeld Fastnacht.

Wie wurde die Fastnacht damals für Propagandazwecke verwendet?

Die Fastnacht wurde durch viele unterschiedliche Herangehensweisen als Propagandazweck benutzt, aber auch als Instrumentalisierung und Manipulation der politischen Urteilsbildung. Beispielhaft dafür ist ein Blumenwettberb aus dem Jahre 1937, der in der Gemeinde Nackenheim stattgefunden hat. Aus der Quelle zu diesem Wettbewerb geht hervor, dass man Bürger:innen aufgefordert hat, ihre Häuser und Straßen bunt zu verzieren, sodass die Gemeinde ansprechender und allgemein schöner aussieht. Die Teilnahme war hierbei kostenlos und man versprach Bürger:innen auch einen Preis, wenn sie dran teilnehmen würden und auch gewinnen würden. Allerdings wird in der Quelle deutlich, dadurch das die Worte „Wir empfehlen“ benutzt wurden, dass dieser Wettbewerb eine höfliche verpackte Aufforderung war. Durch das Eintragen in einer Liste konnte man nachlesen, wer sich am Wettbewerb beteiligt und somit ausfindig machen, wer dem Regime gegenüber Unterstützung erbrachte. Außerdem ist zu beachten das explizit aufgefordert wurde, dass sich auch Kinder an dem Wettbewerb beteiligen sollen, womit das Regime nur mehr Menschen erreichen wollte, auch in jedem Alter.

Zusätzlich wurde die Presse in das Thema mit einbezogen. Durch eine Quelle aus dem Jahr 1935 geht hervor, dass in Mainz ein Rosenmontagsumzug geplant war, an dem die Gemeinde Nackenheim ebenfalls teilnehmen sollte, um auch Werbung für ihr Dorf zu machen. Die Presse sollte an diesem Rosenmontagsumzug ebenso teilnehmen und über diesen berichten. Es ist bekannt, dass auf dem Umzug auch Wägen mit antisemitischen Motiven durch Mainz fuhren. Dadurch, dass die Presse aufgefordert war, über den Umzug zu berichten, konnte man sicherstellen, dass jede:r von diesem in Kenntnis gesetzt wird, auch die Menschen zu Hause. Allgemein muss man sich im Klaren darüber sein, dass die Presse durch den Staat „gleichgeschaltet“ war und somit auch ein bestimmtes Bild der NS-Diktatur vermitteln kann.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Fastnacht dazu diente, die eigentlichen Intentionen dahinter bunt zu verpacken, sodass niemandem auf dem ersten Blick auffallen würde, was eigentlich hinter dem Ganzen steckt.

Man hat also durch verschiedene Aktivitäten, sei es die direkte Ansprache an Bürger:innen (Blumenwettbewerb) oder Vorgaben an Gemeinden garantiert, dass man Menschen manipuliert und erreicht und diese selbst Propaganda weitertragen. (…)

Was ist Fastnacht heute?

Heute ist die Fastnacht immer noch ein fröhliches Fest, an dem alle Menschen zusammentreffen können und miteinander feiern können. Allerdings kann man auch an der heutigen Fastnacht Kritik ausüben. Warum das Thema auch noch heute wichtig ist?

Angenommen, ich würde an Fastnacht rausgehen oder auf Social Media nachschauen. Ich will nicht wissen, wie schnell ich eine Person sehe oder im Internet finde, die sich als eine indigene Person verkleidet, die sich schwarz anmalt um BPoC darzustellen und somit Blackfacing betreibt, die sich als eine wohnungslose Person verkleidet, da so etwas ja „lustig“ ist, die sich als eine transgeschlechtliche Person verkleidet, um sich darüber lustig zu machen oder die andere Religionen/ Kulturen durch Kostüme darstellt. Ich verstehe nicht, warum Menschen sich das Recht nehmen, Fastnacht als Legitimation für ihren Alltagsrassismus, für ihre Queer-Feindlichkeit und für etliche andere Dinge zu benutzen. Warum denken wir Menschen nicht darüber nach, was wir da eigentlich tun? Warum nehmen wir uns das Recht, uns über Andere lustig zu machen, die Leid hinter sich tragen, die konsequent in ihrem Leben versucht haben, jemand Anderes zu sein? Was ist falsch mit dieser Gesellschaft? Warum denken Eltern immer noch, das es okay ist, ihr Kind als eine indigene Person zu verkleiden oder als Inuit („Eskimo“) und benutzen dann die Begründung: „Ja, das sind doch nur Kindern und das ist ja auch nicht abfällig gemeint“. Man bringt seinem Kind einfach schon bei, dass es okay ist, sich über Andere lustig zu machen, über ihre Hautfarbe, ihre Herkunft, und ihre sexuelle/ geschlechtliche Identität.

Ich möchte mir allerdings nicht als weiße Person das Recht rausnehmen und über Alltagsrassismus in Bezug auf Fastnacht reden, da ich nicht weiß, wie er sich anfühlt oder welche Auswirkungen er hat. Aufgrundessen würde ich BIPoC einladen, die dann über das Themenfeld sprechen.

Warum ist es wichtig, auf das Thema Fastnacht während des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen?

Es ist wichtig, da wir Probleme mit Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Queer-Feindlichkeit heutzutage immer noch haben und es greifbar ist. Es ist nicht etwas, wo wir nur sagen können „damals…“, sondern es ist heute, wenn auch nicht in dem gleichen Ausmaß, immer noch so, da manche nicht aus der Geschichte gelernt haben. Deswegen ist es wichtig, auf das Thema aufmerksam zu machen und so schön das Fest auch sein mag, es auch wie alles andere kritisch zu hinterfragen.